Lohnt sich ein fondsgebundener Rentenbezug bei der Rürup Rente / Basisrente?
Seit kurzem bieten einige Versicherer bei der Basisrente die Option eines fondsgebundenen Rentenbezugs.
Ob sich diese Option für dich lohnt, beantworte ich in diesem Artikel.
Kostenlosen Anfordern: Provisionsfreie Nettotarife
Fazit vorab
Vorteile
– höhere Gesamtrente möglich
Nachteile
– hohe Kosten zehren Teil des Vorteils auf
– intransparente “Black-Box”
– Risiko bei Börsen Crash auf 0% Fondsanteil zu fallen
Grundidee Sinnvoll!
Die Grundidee einen Teil des Vertragsguthabens auch in der Rentenphase in Fonds/ETFs zu belassen macht in jedem Fall Sinn.
Denn auch in der Rentenphase hat zumindest ein Teil des Kapitals noch 10 Jahre und mehr Anlagehorizont, bevor es dann als Rente an dich ausgezahlt wird.
Warum also nicht in dieser Zeit noch von der höheren Rendite der Kapitalmärkte profitieren?
Viele Berater schwören auf fondsgebundenen Rentenbezug
Viele Berater stellen die höhere Altersrente, die sich aus der Option eines fondsgebundenen Rentenbezugs ergibt, als wichtigstes Entscheidungskriterium dar. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Vertragskosten etwas teurer sind, die Vorteile der höheren Rente überwiegen.
Empfohlen werden meist teure Provisionstarife der
- Swiss Life,
- Continentale oder
- Volkswohl Bund.
Leider erzählen dir diese Berater nicht, dass es die gleichen Tarife auch als provisionsfreie Nettotarife gibt, die deutlich günstiger sind.
Über die Nachteile eines fondsgebundenen Rentenbezugs wird ebenfalls nicht gesprochen.
Probleme bei der praktischen Umsetzung
Berater stellen den fondsgebundenen Rentenbezug oft so dar, als wenn das Vertragsguthaben auch in der Rentenphase vollständig oder zum großen Teil in ETFs oder Fonds verbleibt.
Das suggerieren auch einige Darstellungen aus den Versicherungsangeboten, hier z.B. eine Grafik aus einem Swiss Life Angebot.
In der Praxis ist es leider so, dass sobald die Versicherung dir eine lebenslange Rente auszahlt, sie gesetzlich verpflichtet ist, das Geld überwiegend konservativ (Festverzinslich) anzulegen.
Das geht z.B. aus §124 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) hervor.
Die Versicherung darf also nicht, und würde auch nie, für dich ins Risiko gehen.
25% Garantieabsenkung als Lösung
Um dieses Dilemma zu lösen und zumindest einen kleinen Teil des Anlageguthabens in ETFs belassen zu können, muss die Versicherung daher die Garantierente absenken.
In der Regel ist der garantierte Rentenfaktor bei einem fondsgebundenen Rentenbezug um 25% geringer, verglichen mit einem klassischen Rentenbezug.
Die garantierte Rente beträgt also nur 75% verglichen mit einem klassischen Rentenbezug.
2- und 3 Topf Anlageprinzip
Je nach Versicherungsprodukt, teilt die Versicherung das Geld in der Rentenphase dann in 2 oder 3 unterschiedliche Anlagetöpfe auf.
Bei einem 2-Topf Prinzip besteht die Anlage aus den folgenden beiden Töpfen:
- klassischen Anlagetopf
- ETF-/Fonds-Anlagetopf
Bei einem 3-Topf Prinzip besteht die Anlage aus folgenden drei Töpfen:
- klassischen Anlagetopf
- mittleres Risiko (ETFs/Fonds)
- freie Fonds- / ETFs
Hier ein schematisches Schaubild dazu.
NACHTEIL
Leider ist es für dich nicht transparent nachvollziehbar, wie viel Prozent deines Guthabens in ETFs-/Fonds verbleibt und wie viel im klassischen Anlagetopf angelegt wird. Die Versicherer treffen hierzu in den Versicherungsbedingungen keine konkrete Aussage.
Umschichtungen je nach Börsenentwicklung
Je nach dem, wie sich die Börsen in der Rentenphase entwickeln, schichtet die Versicherung dein Kapital zwischen den 2- bzw. 3 vorhandenen Anlagetöpfen hin und her.
Wenn die Börsen steigen, wird mehr Geld in ETFs-/Fonds umgeschichtet.
Wenn Börsen fallen, müssen Versicherer Geld aus ETFs-/Fonds in die klassische Anlage umschichten, um die Erfüllung der garantierten Rente sicherzustellen.
Hier eine schematische Darstellung des Mechanismus am Beispiel einer 2-Topf Strategie.
So lange die Börsen steigen, funktioniert das Prinzip sehr gut.
Problematisch wird es dann, wenn Aktienmärkte einmal stärker fallen. Denn dann ist der Mechanismus gezwungen in fallende Kurse hinein zu verkaufen. Das ist äußerst ungünstig für die Rendite, da man dann bei einer späteren Erholung die Verluste nicht wieder aufholt.
Der Mechanismus verhält sich genau gegenteilig zu einer profitablen Anlagestretegie. Diese würde bei steigenden Kursen verkaufen und in fallende Kurse hinein kaufen.
Diese Strategien gehen zurück auf sogenannte CPPI Absicherungsmodelle (Constant Proportion Portfolio Insurance) und sind sehr komplex.
RISIKO
Es gab leider in der Vergangenheit viele Finanzprodukte mit sehr ähnlichen Anlagekonzepten (Clerical Medical, AXA TwinStar, Fairriester, diverse andere Riester Produkte) die während eines starken Aktiencrashs (Bankenkrise 2008, Covid Crash 2021) gezwungen waren die Aktienquote auf 0% zu setzen. Danach konnte die Aktienquote dann nie mehr erhöht werden, und die Kunden waren in einem renditelosen Produkt gefangen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass die Versicherer dir in den Bedingungen keinerlei konkrete Information dazu geben, wie der Umschichtungsmechanismus genau funktionieren.
Du findest lediglich Sätze wie diesen:
“Sie wird vertragsindividuell und börsentäglich
Versicherungsbedingungen Volkswohl Bund
nach einem regelbasierten und nach versicherungsmathematischen
Grundsätzen erstellten Verfahren festgelegt.”
Du kaufst dir also eine “Black-Box” ein und musst darauf vertrauen, dass das Konzept der Versicherung funktioniert.
Unrealistische Modellrechnungen
Um die Rentenwerte in den Angebote möglichst positiv darzustellen, gehen Versicherer in ihren Modellrechnungen von überoptimistischen Annahmen aus.
Die Swiss Life rechnet in ihren Modellrechnungen z.B. über alle 3 Anlagetöpfe mit 3%, 6% und 9% Kursentwicklung.
Nur wenn du sehr aufmerksam das Kleingedruckte im Angebot liest, stösst du über folgenden Absatz.
Da im Basis-Investment (klassischer Anlagetopf) nur eine deutlich geringere Verzinsung (deklarierte Überschuss-Sätze, z.B. 2025: 2,50%) gilt, sind die Hochrechnungen völlig unrealistisch und überoptimistisch dargestellt.
Provisionsberater nutzen diese “guten Zahlen” häufig, um dich als Kunden von einem Abschluss zu überzeugen.
Hohe Kosten
Leider sind Produkte mit fondsgebundenen Rentenbezug in der Regel etwas teurer als übliche Basisrentenprodukte (Rürup Renten). Ein Teil des Renditevorteils geht dir dadurch verloren.
Die Swiss Life gibt z.B. im fondsgebundenen Rentenbezug maximal 3,65% p.a. (abhängig von der Fondsauswahl) Kosten an.
Die Continentale erhebt im fondsgebundenen Rentenbezug 0,96% p.a. an Kosten + die fondsinternen Kosten der ETFs (TER).
Alternative Teilverrentung
Nur bei einer Teilverrentung könntest du die Nachteile eines fondsgebundenen Rentenbezugs umgehen.
Du könntest z.B. mit 67J. sagen ich möchte 50% des Kapitals verrentet haben und 50% in ETFs stehen lassen.
Die zweiten 50% könntest du dir dann z.B. 5 oder 10 Jahre später verrenten lassen.
So würden die vollen 50% in ETFs investiert bleiben und auch ein zwischenzeitlicher Börseneinbruch wäre unproblematisch.
Dafür würde bei diesem Modell, natürlich die Rente für die zweiten 50% dann auch erst später ausgezahlt.
Praxisbeispiele
Hier einige Praxisbeispiele zu diesem Thema. Ich füge dir einige Auszüge aus Versicherungsbedingungen sowie Versicherungsangeboten bei.
Swiss Life 3-Topf Prinzip:
Volkswohl Bund 2-Topf Prinzip:
Prospektdarstellung Continentale 2-Topf Prinzip:
Folgende Grafiken zeigen sehr schön die Unterschiede zwischen einem klassischen und fondsgebundenen Rentenbezug:
Fazit
Es ist deine ganz persönliche Entscheidung ob du dich den dargestellten Risiken eines fondsgebundenen Rentenbezugs aussetzen möchtest. Wenn es gut läuft, erhältst du dafür eine etwas höhere Rente als bei einem klassischen Rentenbezug.
Folgst du der goldenen Anlageregel: “Investiere nur in Finanzprodukte die du einfach verstehen und transparent nachvollziehen kannst.” kommt ein fondsgebundener Rentenbezug für dich wohl weniger in Frage.
Ein fondsgebundener Rentenbezug wird niemals die Nachteile eines teuren (hohe Effektivkosten) Versicherungsvertrags ausgleichen oder gar überwiegen.
Aufgrund der vielen Nachteile geht meine persönliche Tendenz gegen einen fondsgebundenen Rentenbezug. Ich würde die Risiken in der Rentenphase dann eher im Privatvermögen über eine direkte Anlage in ETFs abbilden, bei denen dann auch Kursrücksetzer ausgesessen werden können.
Wenn du einen fondsgebundenen Rentenbezug interessant findest, und dir die Option offen halten möchtest, bietet der Nettotarif des Volkswohl Bunds den aktuell günstigsten Tarif am Markt.